Benchmarking bezeichnet den systematischen Vergleich von Prozessen, Produkten oder Dienstleistungen eines Unternehmens mit den besten Praktiken anderer Firmen – sei es in der gleichen Branche oder in anderen Industrien. Ziel ist es, durch diesen Vergleich Schwächen aufzudecken, Potenziale zu erkennen und langfristig die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern. Benchmarking ermöglicht so fundierte Einblicke, die als Basis für Verbesserungsmaßnahmen dienen können.
Ziele
Benchmarking verfolgt das übergeordnete Ziel, die eigene Leistung durch gezielte Maßnahmen zu verbessern. Besonders relevant ist dies im Hinblick auf Effizienz, Qualität und Kundenzufriedenheit. Regelmäßige Vergleiche helfen dabei, aktuelle Standards zu sichern und überholte Prozesse zu modernisieren. Benchmarking wird damit zu einem wichtigen Instrument der Qualitätssicherung: Indem Unterschiede zu Best Practices aufgedeckt werden, lassen sich konkrete Maßnahmen entwickeln, um Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen weiter zu optimieren.
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Die Ursprünge des Benchmarking
Die Geschichte des Benchmarkings reicht weit zurück und beginnt mit prominenten Beispielen aus der Industriegeschichte. Henry Ford etwa revolutionierte die Automobilproduktion durch den Einsatz der Fließbandtechnik. Diese Methode übernahm er aus der Fleischverarbeitung. Durch die erfolgreiche Adaption dieses Konzepts konnte er die Produktion beschleunigen und veränderte so die industrielle Produktion nachhaltig.
Ein weiteres prägendes Beispiel für Benchmarking liefert Rank Xerox, ein Unternehmen, das ursprünglich den Druckermarkt dominierte. In den 1970er Jahren verlor es jedoch stark an Marktanteilen durch den aufstrebenden Wettbewerber Canon aus Japan. Statt zu resignieren, begann Rank Xerox systematisch, das Produkt und die Prozesse von Canon zu analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse auf die eigenen Abläufe anzuwenden. Diese Verbesserungen halfen dem Unternehmen, wieder eine führende Position einzunehmen, und machten Benchmarking zu einer anerkannten Methode für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.
Die 4 Phasen des Benchmarking
- Vorbereitungsphase
In dieser Phase wird das Benchmarking-Projekt aufgesetzt: Zunächst erfolgt die Definition des zu untersuchenden Bereichs oder Problems. Eine interne Analyse zeigt dann bestehende Stärken und Schwächen auf. Anschließend werden passende Benchmarking-Partner gesucht. Das müssen nicht ganze Unternehmen sein, sondern können auch einzelne Abteilungen, Produkte oder Arbeitsweisen sein.
- Vergleichsphase
Hier wird ein Rahmen von Kennzahlen entwickelt, um die Leistung zu messen. Die notwendigen Daten werden erhoben, verglichen und bewertet. Dieser Vergleich ermöglicht eine Einordnung in Rankings und hilft, den „Best Performer“ zu identifizieren.
- Analysephase
In dieser Phase geht es darum, die besten Prozesse oder Strategien des Benchmarking-Partners detailliert zu analysieren. Daraus werden die relevanten „Best Practices“ abgeleitet, die als Grundlage für Verbesserungen dienen können.
- Implementierungsphase
Nun werden konkrete Maßnahmen zur Optimierung konzipiert und umgesetzt. Ein Monitoring-Prozess überwacht kontinuierlich die erzielten Fortschritte und stellt sicher, dass die angestrebten Verbesserungen erreicht werden.
Die 4 Arten von Benchmarking
- Internes Benchmarking
Internes Benchmarking vergleicht verschiedene Abteilungen, Teams oder Standorte innerhalb eines Unternehmens. Ziel ist es, Stärken und Best Practices zu identifizieren und diese intern weiterzugeben.
Beispiel: Ein multinationaler Einzelhändler stellt fest, dass eine seiner Filialen durch optimierte Lagerprozesse die Wartezeit für Kunden reduziert hat. Diese Methode wird analysiert und anschließend auf alle Filialen angewendet, um die Kundenzufriedenheit insgesamt zu verbessern.
- Wettbewerbsbenchmarking
Hierbei werden Prozesse und Leistungen mit direkten Wettbewerbern verglichen, um Wettbewerbsvorteile zu sichern und die eigene Position im Markt zu stärken.
Beispiel: Ein Versandhändler analysiert die Retourenquoten und Kundenbewertungen von Konkurrenzprodukten, um Schwachstellen im eigenen Service zu identifizieren. Durch eine verbesserte Retourenabwicklung und kundenfreundlichere Garantien wird das Unternehmen wettbewerbsfähiger.
- Funktionales Benchmarking
Funktionales Benchmarking vergleicht spezifische Bereiche eines Unternehmens mit ähnlichen Funktionen in anderen Unternehmen derselben Branche, jedoch in unterschiedlichen Märkten. Diese Methode ermöglicht es, neue Ideen und Verbesserungspotenziale zu entdecken, die aus anderen Märkten stammen.
Beispiel: Ein Finanzdienstleister möchte die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit seiner internen Kommunikationsprozesse verbessern. Hierfür analysiert er die Arbeitsweise eines Nachrichtensenders, der darauf spezialisiert ist, Informationen in Echtzeit zu erfassen, zu verarbeiten und zu verbreiten.
- Generisches und strategisches Benchmarking
Generisches Benchmarking vergleicht grundlegende Prozesse, die branchenübergreifend ähnlich sind, um Best Practices zu identifizieren. Es wird teilweise als strategisches Benchmarking eingesetzt, bei dem es darum geht, Trends und Marktentwicklungen frühzeitig zu erkennen und sich daran anzupassen.
Beispiel: Ein Produktionsunternehmen nimmt die „Just-in-Time“-Logistik eines Automobilherstellers als Vorbild, um eigene Lagerkosten zu senken und die Effizienz zu steigern.
KPIs im Benchmarking-Prozess und ihre Identifizierung
Im Rahmen eines Benchmarking-Prozesses können eine Vielzahl von Key Performance Indicators (KPIs) auftreten, die dazu dienen, die Leistungsfähigkeit von Unternehmen zu messen und zu vergleichen. Die Auswahl der richtigen KPIs ist entscheidend, um sinnvolle Einsichten zu gewinnen und Verbesserungen zu erzielen.
Mögliche KPIs
Die KPIs können je nach Branche und spezifischen Zielen variieren, einige gängige Beispiele sind:
- Finanzielle KPIs: Umsatz, Gewinnmargen, Kosten pro Einheit oder Return on Investment (ROI) helfen dabei, die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zu bewerten.
- Operative KPIs: Produktionsvolumen, Durchlaufzeiten, Fehlerraten und Produktqualität messen die Effizienz und Effektivität der Betriebsabläufe.
- Kundenzufriedenheit: Net Promoter Score (NPS), Kundenfeedback und Wiederkaufraten geben Aufschluss über die Zufriedenheit der Kunden und die Marktstellung des Unternehmens.
- Mitarbeiterbezogene KPIs: Fluktuationsrate, Mitarbeiterzufriedenheit und Ausbildungsstunden zeigen, wie gut das Unternehmen seine Mitarbeiter unterstützt und hält.
Identifizierung der richtigen KPIs
Die Identifizierung geeigneter KPIs erfolgt in mehreren Schritten:
- Ziele definieren: Zunächst sollten die spezifischen Ziele des Benchmarking-Projekts klar formuliert werden. Welche Aspekte sollen verbessert werden, und welche Ergebnisse werden angestrebt?
- Relevanz sicherstellen: Die gewählten KPIs sollten direkt mit den definierten Zielen verknüpft sein. Es ist wichtig, dass sie tatsächlich messbare Ergebnisse liefern, die die gewünschten Verbesserungen widerspiegeln.
- Branchen berücksichtigen: Der Vergleich mit branchenspezifischen KPIs kann helfen, realistische Erwartungen zu setzen und die eigene Position im Wettbewerb zu bestimmen.
- Datenverfügbarkeit: Nur KPIs wählen, für die verlässliche Daten vorhanden sind. Eine gründliche Datenbasis ist unerlässlich, um aussagekräftige Analysen durchführen zu können.
Herausforderungen im Benchmarking
Das Benchmarking ist eine geeignete Vorgehensweise, um im eigenen Unternehmen Schwachstellen zu identifizieren und sich bei Marktführern Ideen für Verbesserungen abzuschauen. Es gibt jedoch bei diesem Vorgehen auch Risiken, die die geplante Verbesserung gefährden können und daher beachtet werden sollten.
Die Festlegung relevanter Kennzahlen (KPIs) ist für den Erfolg eines Benchmarking-Projekts von großer Bedeutung. Diese Kennzahlen sollten nicht nur messbar und aussagekräftig, sondern auch an die spezifischen Ziele des Unternehmens angepasst sein. Eine ungenaue oder falsche Auswahl kann zu missverständlichen Ergebnissen führen, die die Entscheidungsfindung negativ beeinflussen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Auswahl geeigneter Benchmarking-Partner. Es ist entscheidend, Unternehmen auszuwählen, die ähnliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten und in vergleichbaren Märkten tätig sind. Unpassende Vergleiche können zu falschen Schlussfolgerungen führen und den Nutzen des Benchmarkings schmälern.
Eine häufige Herausforderung beim Benchmarking ist das Risiko vorschneller Rückschlüsse aufgrund von Kennzahlen. Unternehmen können die Performance von Wettbewerbern anhand quantitativer Daten bewerten, ohne die zugrunde liegenden Faktoren zu berücksichtigen.
Beispielsweise könnte eine geringere Anzahl von Mitarbeitern in einem konkurrierenden Unternehmen auf höhere Effizienz hindeuten, aber auch darauf, dass viele Prozesse ausgelagert wurden. Solche Fehleinschätzungen können zu falschen Strategien führen. Daher ist es entscheidend, qualitative Informationen und kontextuelle Faktoren in die Analyse einzubeziehen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Benchmarking und Change Management
Benchmarking und Change Management sind eng miteinander verbunden, da beide Prozesse darauf abzielen, kontinuierliche Verbesserungen in Unternehmen zu erreichen. Während Benchmarking hilft, Best Practices zu identifizieren und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen, ist Change Management entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung und Verankerung dieser Veränderungen.
Nach einem Benchmarking-Projekt können Veränderungen, wie die Einführung neuer Technologien oder die Neustrukturierung von Abteilungen, auf Widerstände bei den Mitarbeitern stoßen. Ein effektives Change Management ist notwendig, um diese Widerstände zu überwinden. Es erfordert eine klare Kommunikation über die Gründe für die Veränderungen und deren Nutzen für das Unternehmen und die Mitarbeiter.
Darüber hinaus müssen Schulungen und Fortbildungen angeboten werden, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter die neuen Prozesse und Technologien effektiv nutzen können. Ein gut organisiertes Change Management ermöglicht es Unternehmen, geplante Veränderungen erfolgreich zu implementieren und sich an neue Marktbedingungen anzupassen.
Beispiele für Benchmarking im Change Management:
- Optimierung der Unternehmenskultur: Ein Unternehmen plant, seine Unternehmenskultur zu modernisieren, um die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu erhöhen. Hierzu werden führende Unternehmen als Benchmarking-Partner herangezogen, die bereits erfolgreich auf eine mitarbeiterzentrierte Kultur setzen, z. B. durch flexible Arbeitszeiten und transparente Kommunikationsstrukturen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Umgestaltung der internen Kommunikationsprozesse und Arbeitsmodelle ein.
- Verbesserung der digitalen Transformation: Ein Unternehmen möchte die digitale Transformation beschleunigen und vergleicht sich hierzu mit Unternehmen, die bereits in der Digitalisierung ihrer Prozesse fortgeschritten sind. Es analysiert Best Practices im Bereich der Automatisierung und des digitalen Kundenservice. Diese Erkenntnisse werden genutzt, um Technologien und Prozesse zielgerichtet anzupassen und digitale Kompetenzen im Team aufzubauen.
- Einführung agiler Arbeitsmethoden: Ein traditionell strukturiertes Unternehmen will agilere Arbeitsweisen einführen, um schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können. Durch Benchmarking mit Firmen, die bereits erfolgreich agile Methoden eingeführt haben, werden wertvolle Praktiken identifiziert, etwa kurze Feedbackzyklen, interdisziplinäre Teams und die Auflösung hierarchischer Strukturen. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die eigene Transformation hin zu agilen Arbeitsweisen.
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Fazit
Benchmarking ist ein effektives Instrument, das Unternehmen hilft, ihre Leistung zu analysieren und kontinuierliche Verbesserungen zu erzielen. Durch den Vergleich mit den besten Praktiken der Branche erhält man wertvolle Erkenntnisse, die zur Optimierung ihrer Prozesse und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit führen können. Dabei ist es wichtig, die richtigen Kennzahlen auszuwählen, passende Vergleichsunternehmen zu identifizieren und ein effektives Change Management zu implementieren, um die Ergebnisse erfolgreich in die Praxis umzusetzen. Mit einem durchdachten Ansatz können Unternehmen die Herausforderungen des Benchmarkings erfolgreich bewältigen und sich langfristig an die sich ständig ändernden Marktbedingungen anpassen.