Die Kraftfeldanalyse ist ein Werkzeug zur Entscheidungsfindung und Problemlösung, das besonders bei Veränderungsprozessen zum Einsatz kommt. Entwickelt wurde sie vom Psychologen Kurt Lewin, der davon ausging, dass in jeder Situation Kräfte wirken – manche treiben Veränderungen an, andere halten den aktuellen Zustand fest.
Lewins Idee war es, diese Kräfte sichtbar zu machen, um besser entscheiden zu können, wo und wie man eingreifen sollte, damit Veränderungen wirklich funktionieren. Statt sich einfach nur auf Ziele zu konzentrieren, hilft die Kraftfeldanalyse, die Dynamik hinter dem Ist-Zustand zu verstehen.
Ein Beispiel: In einem Unternehmen soll eine neue Software eingeführt werden. Einige Mitarbeitende freuen sich auf die Erleichterung im Alltag – das sind treibende Kräfte. Andere haben Angst vor der Umstellung oder fühlen sich nicht ausreichend geschult – das sind hemmende Kräfte. Die Kraftfeldanalyse macht beide Seiten sichtbar.
Die Kraftfeldanalyse wird überall dort eingesetzt, wo Veränderungen geplant sind – und das betrifft fast jedes Arbeitsfeld. Besonders häufig nutzt man sie in:
Change-Management-Prozessen, um Hindernisse und Unterstützungsfaktoren bei Veränderungen zu identifizieren,
Projektmanagement, wenn Entscheidungen anstehen oder Maßnahmen bewertet werden sollen,
Teamentwicklung, zum Beispiel bei der Einführung neuer Abläufe oder Regeln,
Strategieentwicklung, um herauszufinden, welche internen oder externen Kräfte eine geplante Strategie unterstützen oder gefährden.
Auch im persönlichen Coaching oder bei der Organisationsentwicklung kann sie sehr hilfreich sein. Selbst wenn du nur für dich überlegst, ob du eine neue Stelle annehmen oder ein Studium beginnen möchtest – die Methode funktioniert auch im Kleinen.
💬 Du brauchst Unterstützung bei deiner Organisationsentwicklung? Dann schau dir gern unsere Beratungswelt Change Management an oder kontaktiere uns direkt!
1. Thema und Ziel definieren
Nimm dir ein Flipchart und schreib als erstes das Thema auf.
Erarbeite deinen Ziel-Zustand.
2. Kräfte sammeln
Ermittle nun die treibenden und die hemmenden Kräfte zur Erreichung dieses Zieles und führe eine Bewertung für beide Kräfte durch.
3. Kräfte bewerten
Sowohl für die Positiv- als auch für die Negativliste wird ein Ranking durchgeführt, was es dir ermöglicht, herauszufinden, wo „der Hebel“ angesetzt werden kann, um die größte Wirkung zu erzielen.
4. Kraftfelddiagramm erstellen
Diese Faktoren werden zunächst in einer Positiv-/Negativliste ermittelt. In einem weiteren Schritt werden die Kräfte in einem einfachen Kraftfelddiagramm entsprechend ihrer Wirkung für den Veränderungsprozess gewichtet.
Zeichne eine Tabelle und trage als Spaltenbeschriftung (+) für treibende Kräfte oben und (–) für hemmende Kräfte unten ein. Nun überträgst du deine treibenden bzw. hemmenden Kräfte entsprechend deiner ermittelten Rankingliste in die Tabelle.
Dabei gilt: Je stärker eine treibende bzw. hemmende Kraft ist, desto dicker und länger ist der Balken, den du in deiner Tabelle einträgst. (Es bleibt dir überlassen, ob du die Tabelle horizontal oder vertikal ausrichtest.)
Es gibt zwei gängige Arten, wie du die Ergebnisse deiner Analyse darstellen kannst – je nachdem, was für dich oder dein Team am besten passt:
Die klassische Darstellung nach Kurt Lewin zeigt das Ziel oder den aktuellen Zustand in der Mitte. Links davon stehen die treibenden Kräfte, die mit Pfeilen in Richtung Ziel zeigen. Rechts sind die hemmenden Kräfte, deren Pfeile in die entgegengesetzte Richtung zeigen – also gegen das Ziel arbeiten. Die Länge und Dicke der Pfeile veranschaulichen, wie stark eine Kraft wirkt. Diese Methode ist besonders gut geeignet, wenn du eine einfache, visuelle Gegenüberstellung brauchst, die alle Beteiligten sofort verstehen.
Daneben gibt es eine zweite Möglichkeit: die Vier-Felder-Matrix, ähnlich wie du sie vielleicht von der Eisenhower-Matrix kennst. Hier werden die Kräfte nicht nur nach „treibend“ oder „hemmend“ sortiert, sondern auch nach ihrer Wirkungsstärke (hoch oder niedrig). So entstehen vier Felder: starke treibende, schwache treibende, starke hemmende und schwache hemmende Kräfte. Diese Darstellung hilft dir, Prioritäten zu setzen – also zu erkennen, auf welche Kräfte du deine Aufmerksamkeit wirklich richten solltest. Besonders wenn viele Einflussfaktoren zusammenkommen, sorgt die Matrix für Übersicht.
Wie bei jeder Methode gibt es auch bei der Kraftfeldanalyse ein paar Stolperfallen. Ein häufiger Fehler ist eine zu einseitige Betrachtung. Wenn du nur auf die hemmenden Kräfte schaust oder die positiven Aspekte überbewertest, bekommst du kein ausgewogenes Bild. Versuch immer, alle Beteiligten einzubeziehen, denn jede Person nimmt die Situation anders wahr.
Ein weiterer Punkt: Unklare Zielsetzung. Wenn nicht genau definiert ist, was erreicht werden soll, lassen sich auch die Kräfte schwer zuordnen. Nimm dir also Zeit, das Ziel sauber zu formulieren – das macht die Analyse viel wirkungsvoller.
Und noch ein Tipp: Lass die Bewertung der Kräfte nicht zu theoretisch werden. Versuche, konkrete Beispiele und Erfahrungen zu nutzen. Statt „fehlende Motivation“ zu notieren, frag lieber: „Warum ist die Motivation niedrig? Was führt dazu?“ So kommst du den echten Ursachen auf die Spur.
💬 Hast du Fragen oder Gesprächsbedarf zu dem Thema? Melde dich gerne über unsere Kontaktmöglichkeiten.