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Selbstwirksamkeit

Der Begriff „Selbstwirksamkeit“ bezeichnet, die Kompetenz von Menschen, sich neuen Herausforderungen zu stellen und diese zu meistern; außerdem sich eigeninitiativ die Fähigkeiten anzueignen, die sie zum Beispiel für ihren Beruf (künftig) brauchen.

Relevanz des Themas Selbstwirksamkeit

In der modernen von Veränderung geprägten Arbeitswelt werden Berufstätige immer häufiger mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Also wird es zunehmend zu einer Schlüsselkompetenz, mit ihnen adäquat umzugehen.

Das haben auch die Personalverantwortlichen in den Unternehmen erkannt. Deshalb debattierten sie in den letzten Jahren intensiv unter der Überschrift „Beschäftigungsfähigkeit“ beziehungsweise „Employability“ über dieses Thema und kamen zur Erkenntnis: Künftig müssen unsere Mitarbeiter offener für neuen Ideen und Problemlösungen sein. Sie müssen zudem mit ungewohnten Situationen umgehen können und lernfähig und -bereit sein.

Auf den Punkt gebracht, bedeutet dies: Die Unternehmen erwarten von ihren Mitarbeitern zunehmend, dass sie sich neuen Herausforderungen stellen und diese meistern; außerdem, dass sie sich eigeninitiativ die Fähigkeiten aneignen, die sie für ihren Beruf (künftig) brauchen. Oder anders formuliert: Die Mitarbeiter sollen selbstwirksamer sein.

Woraus sich Selbstwirksamkeit einer Person speist

Doch wie kann eine Person ihre Selbstwirksamkeit erhöhen? Laut Untersuchungen des kanadischen Psychologen und Lerntheoretikers Albert Bandura speist sie sich vor allem aus vier Quellen:
  1. Eigene Erfahrungen: Sie sind für den Ausbau der Selbstwirksamkeit sehr wichtig. Denn wer schon wiederholt die Erfahrung gesammelt hat „Ich kann schwierige Aufgaben lösen“, traut sich dies auch bei neuen zu.
  2. Vorbilder: Beobachtet eine Person eine andere beim Lösen einer schwierigen Aufgabe, dann kann dies ebenfalls ihr Selbstvertrauen stärken – getreu der Maxime: „Wenn der oder die das kann, dann kann ich das auch!“ Eine Voraussetzung hierfür ist jedoch: Zwischen den beiden Personen besteht eine Ähnlichkeit. Sie haben zum Beispiel eine vergleichbare Biografie.
  3. Unterstützung: Auch durch ermutigenden Zuspruch gewinnen Menschen Vertrauen in ihre Fähigkeiten – sofern sie der Person, die sie anspornt,  die Kompetenz zum Beurteilen ihres Könnens zuschreiben. Ebenfalls positiv wirkt sich auf die Selbstwirksamkeit das Wissen aus: „Wenn es eng wird, kann ich auf Unterstützer zurückgreifen“ – fachliche und emotionale.
  4. Reaktionen und Emotionen: Menschen schließen aus ihren Emotionen und körperlichen Reaktionen auf ihre Fähigkeiten. Verspüren sie zum Beispiel Herzrasen bei einer neuen Aufgabe, dann denken sie meist „Ich kann das nicht“ – oft noch bevor sie die Machbarkeit geprüft haben. Deshalb ist es wichtig, analysieren zu können: Ist meine Reaktion der Aufgabe angemessen oder handelt es sich nur um „den ersten Schreck“?

Die Selbstwirksamkeit mit System erhöhen

Die Kenntnis dieser Quellen hilft Menschen, Lernumgebungen zu kreieren, die ihre Selbstwirksamkeit fördern. Unabdingbar ist es, dass sich regelmäßig Herausforderungen stellen, bei denen sie zunächst vermuten „Diese Aufgabe könnte mich überfordern“. Denn an solchen Aufgaben wachsen sie.

Um solche Aufgaben zu lösen, ist es sinnvoll, diese als Projekt zu betrachten und zunächst zu analysieren: Welche Teilaufgaben sind hiermit verbunden? In einem zweiten Schritt können wir dann ermitteln, vor welchen Teilaufgaben wir zurückschrecken und warum dies der Fall ist. Zum Beispiel, weil uns Ressourcen und Kenntnisse fehlen? Oder weil wir hiermit noch keine Erfahrung haben? Oder weil Konflikte mit Kollegen absehbar sind? Haben wir dies ermittelt, können wir die nötige Unterstützung organisieren. Außerdem können wir einen realistischen Aktionsplan erstellen und aus den Teilaufgaben Teilziele ableiten, die es auf dem Weg zum großen Ziel zu erreichen gilt.

Sich in Lernspirale begeben: Aus Fehlversuchen lernen

Das Definieren von Teilzielen ist auch für den Fall wichtig, dass wir das Projektziel wider Erwarten nicht oder nur teilweise erreichen. Dann können wir anhand der erreichten Teilziele ermitteln, welche Teilaufgaben wir mit Bravour gelöst haben und wo Schwierigkeiten auftraten. Wir können somit unser „Scheitern“ relativieren und rationalisieren. Das ist wichtig für unser Selbstvertrauen.
Außerdem können wir so analysieren, in welchen Bereichen wir neue Fähigkeiten und Kenntnisse erworben haben und wo noch Lern- und Entwicklungsbedarf besteht.

Wenn wir beim Bewältigen herausfordernder Aufgaben so vorgehen, begeben wir uns in eine Lernspirale, die einen stetigen Ausbau unserer Kompetenz bewirkt. Wir steigern zudem unser Vertrauen in unsere Fähigkeit, neue Herausforderungen zu meistern und entwickeln so unsere Selbstwirksamkeit.
 
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