Ausgangssituation:
Ein mittelständisches Unternehmen mit 80 Mitarbeitern, inhabergeführt.
Das Unternehmen ist die letzten Jahre immer tiefer in die roten Zahlen gerutscht, bestehende Kreditlinien konnten nicht zurückgeführt werden und die Hausbank hat in den letzten Jahren aufgrund positiver Geschäftsprognosen die Linien immer weiter ausgebaut. Dem Unternehmen ist vor Kurzem ein Großauftrag weggebrochen, was einen zusätzlichen Liquiditätsbedarf erforderte. Die Hausbank konnte aufgrund der aktuell vorliegenden Zahlen diesem Wunsch nicht mehr nachkommen. Nicht nur das - die Zahlen waren so negativ, dass das Unternehmen nicht mehr aus der Kundenabteilung betreut werden konnte, sondern in die Marktfolgeabteilung übergeben wurde und dort in die sogenannte Intensivbetreuung. Die Intensivbetreuung forderte nun von dem Geschäftsführer ein durch ein Beratungshaus angefertigtes IDWS6 Gutachten an. Kraus & Partner wurde dem Geschäftsführer als Beratungsunternehmen zur Durchführung dieses Gutachtens vorgeschlagen. Der Geschäftsführer hat sich die Unternehmensberatungen auf der Vorschlagsliste der Hausbank angeschaut und sich für eine Zusammenarbeit mit uns entschieden.
Unser Beratungsansatz:
Unternehmen, die von der Hausbank faktisch gezwungen werden ein Sanierungsgutachten zu beauftragen, sind darüber in der Regel nicht sehr erfreut. Das Gutachten kostet noch zusätzlich Geld in einer Phase, in der das Unternehmen eh schon wenig Liquidität zur Verfügung hat. Auf der anderen Seite ist das Gutachten das Fundament für die weitere Zusammenarbeit mit der oder anderen Hausbanken.
Wir erleben somit sehr oft Geschäftsführer, die uns als Zwangsberatung wahrnehmen. Viele Unternehmer verstehen auch nicht, dass das Anfordern eines Gutachtens zwei Kernelemente hat, die oft unterschätzt werden.
Zum einen geht es darum, für die Hausbank sicherzustellen, dass eine rechtliche Grundlage vorliegt, die eine weitere Finanzierung ermöglicht. Es muss eine positive Fortführungsprognose gegeben sein, um weitere Darlehen oder Liquidität geben zu dürfen. Zum anderen besteht immer in dem Moment, wo ein Unternehmen von der Intensiv-Abteilung betreut wird, eine tiefe Vertrauenskrise zwischen Hausbank und Unternehmen. Man vertraut nicht mehr den Zahlen und oft vertraut man nicht mehr der Strategie und somit vertraut man auch nicht mehr der Geschäftsführung. Das Gutachten hat somit eine wichtige Aufgabe diese Vertrauenskrise zu überwinden oder im negativen Fall sogar zu bestätigen. Dies ist das allererste, dass wir mit einem Geschäftsführer zu Beginn unserer Arbeit klären und besprechen.
Wir als neutrale Berater genießen das Vertrauen der Finanzinstitute. Man vertraut unserer Bewertung und unserer Stellungnahme. Unsere Aufgabe ist es, die Realität aufzuzeigen, egal wie schlimm sie auch sein mag, um darauf Szenarien für eine mögliche Zukunft zu gestalten. Ein IDW S6 Gutachten baut auf standardisierten Kapiteln auf. Es geht um die Bewertung der Ausgangssituation, die Feststellung, ob eventuell schon Insolvenz und oder Überschuldung vorliegt. Es geht darum zu verstehen, wie die Krise entstehen konnte. Es geht darum eine Vision und eine Strategie für die Zukunft, die valide, plausibel und erreichbar ist, vorzustellen. Es geht darum einen Plan zu entwickeln, wie diese Strategie erreichbar ist und es geht darum einen echten Businessplan mit einer Ertrags- und Liquiditätsvorschau vorzulegen. Abgerundet wird dieses Gutachten über eine Einschätzung durch uns als Berater über die Tatsache, ob wir eine positive Fortführungsprognose für das Unternehmen sehen oder nicht.
In dem spezifischen Fall wurde schnell klar, dass der Kapitalbedarf weit höher sein würde als die angefragte Linienerweiterung bei der Hausbank. Die Hausbank hat somit noch vor Beendigung des Gutachtens angekündigt, keine weiteren Linien in dieser Höhe ohne Sicherheiten geben zu können und zu wollen. Wir haben mit dem Unternehmer somit die Option eines Investors ins Spiel gebracht, da das Produkt und der Markt durchaus mittelfristig Potenzial hatten. Über unsere Investoren-Netzwerke konnten wir in kürzester Zeit einen sogenannten weißen Ritter vorstellen, der bereit war, mit Risikokapital in das Unternehmen einzusteigen und sogar die Hausbank komplett abzulösen. Voraussetzung für den Investor war jedoch genauso das Vorliegen unseres Gutachtens, dass ihm die Sicherheit gab, wie es gerade um das Unternehmen steht und welche potenziellen Risiken und Gefahren auf ihn zukommen könnten.
Ergebnis:
Das Gutachten wurde zwar durch die Bitte der Hausbank in Auftrag gegeben, letztendlich war es jedoch die Voraussetzung für den Einstieg eines Investors. Das in Schieflage geratene Unternehmen konnte mit der neuen Beteiligung wieder Fahrt am Markt aufnehmen und sein überdurchschnittliches Wachstum sicherstellen. Unsere im Gutachten avisierten Prognosen wurden mit dem neuen Investor sogar übertroffen.