Mit dem Begriff „Führungskräftetraining“ wird das systematische Bemühen bezeichnet, Führungskräften und Führungsnachwuchskräften die nötige Einstellung, das nötige Know-how und die erforderliche Kompetenz zu vermitteln, um die ihnen anvertrauten Bereiche von Unternehmen und deren Mitarbeiter mit Erfolg zu führen.
Dies kann unter anderem in Form klassischer Trainings zum Beispiel in Seminarräumen geschehen jedoch auch in Form individueller Trainings-on-the-jobs. Bei ihnen begleitet ein Trainer die Führungskraft im Alltag bei ihrer Führungsarbeit und gibt ihr ein Feedback über ihr Verhalten und Impulse, wie sie ihre Führungsarbeit optimieren und Wirksamkeit als Führungskraft erhöhen kann.
Diese Form des Trainings wird umso häufiger praktiziert, je erfahrener die Führungskräfte bereits sind und je exponierter ihre Position im Unternehmen ist. Der Grund hierfür: Die Vorerfahrung der Führungskräfte und die Herausforderungen, vor denen sie aufgrund ihrer Funktion in der Organisation stehen, sind dann oft so verschieden, dass ihr individueller Qualifizierungsbedarf in Seminaren oft nicht mehr befriedigt werden kann.
Die klassischen Seminare oder Trainings, an denen mehrere Personen teilnehmen, dienen heute oft primär dem Vermitteln von neuen Kenntnissen sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten an Führungs(nachwuchs)kräfte; außerdem dazu, ein sogenanntes Alignment in der Führungsmannschaft zu erzielen – also darauf hinzuwirken, dass die Führungskräfte eines Unternehmens sich bei ihrer Führungsarbeit von denselben Maximen leiten lassen und (soweit sinnvoll) dieselben Tools nutzen, sodass im Unternehmen die gewünschte Führungskultur entsteht.,
Die Inhalte eines Führungskräftetrainings können – u.a. abhängig von den Teilnehmern, der Kultur des Unternehmens und den Herausforderungen, vor denen es steht – sehr verschieden sein. Generell sollten diese sich jedoch aus der Kernaufgabe jeder Führungskraft ableiten.
Diese Kernaufgabe der Führungskräfte lautet, sicherzustellen, dass der ihnen anvertraute Bereich seinen Beitrag zum Erreichen der Unternehmensziele leistet – und zwar kurz-, mittel- und langfristig. Alle anderen Aufgaben wie Mitarbeiterführung und -motivation haben bezogen auf diese Kernaufgabe nur eine dienende Funktion.
Dieses Bewusstsein den Teilnehmern der Führungskräftetrainings zu vermitteln, ist wichtig, gerade aufgrund der vielen Anforderungen die an Führungskräfte im Arbeitsalltag gestellt werden, damit sie sozusagen einen Kompass für ihre Führungsarbeit haben.
Beim Führen und Steuern eines Unternehmens oder einer Organisationseinheit lassen unter anderem folgende (Führungs-)Rollen unterschieden:
Je nach Hierarchieebene und Organisationseinheit sowie aktueller Situation kann die Bedeutung dieser Rollen für den Führungserfolg divergieren. Letztlich muss aber jede Führungskraft sie in ihrer Person mit einer mehr oder minder starken Ausprägung vereinen. Entsprechend vielfältig sind die Themen, die in den Führungskräftetrainings behandelt werden, zumal aus den unterschiedlichen Rollen einer Führungskraft auch immer wieder Ziel- und Rollenkonflikte resultieren.
Die Kernaufgabe von Führung hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht gewandelt. Radikal verändert haben sich aber die Rahmenbedingungen, unter denen Führungskräfte diese Aufgabe zu erfüllen haben – in vielfältiger Hinsicht.
So stieg aufgrund der fortschreitenden Globalisierung und des technischen Fortschritts insbesondere im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie zum Beispiel der Wettbewerbs- und somit Innovations- und Veränderungsdruck, unter dem die Unternehmen stehen. Radikal gewandelt haben sich zudem die Strukturen der Unternehmen sowie die Arbeits- und Kommunikationsbeziehungen in ihnen – denn heute werden zumindest die Kernleistungen der meisten Unternehmen weitgehend in (oft bereichs- und zuweilen sogar unternehmensübergreifender) Team- und Projektarbeit erbracht.
Verändert haben sich zudem die Mitarbeiter. Zumindest die höher Qualifizierten unter ihnen befolgen heute nicht mehr blind die Anweisungen ihrer Vorgesetzten. Sie erwarten vielmehr, dass ihre Führungskräfte mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren und sie in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen. Und wenn dies nicht möglich ist? Dann möchten sie von ihren Führungskräften zumindest eine Begründung haben, warum aus deren Warte gewisse Dinge nötig sind.
Vor diesem Hintergrund stellen viele Unternehmen außer ihren Personal- auch ihre Führungskräfteentwicklungskonzepte grundlegend in Frage. Dies wirkt sich auch auf die Designs und Inhalte der Führungskräftetrainings aus.
Moderne Führungskräftetrainings gehen unter anderem davon aus, dass die Führungskräfte und Mitarbeiter der Unternehmen in der von rascher Veränderung und geringer Planbarkeit geprägten VUKA-Welt immer häufiger vor neuen Herausforderungen und Aufgaben stehen. Also benötigen die Unternehmen zunehmend Mitarbeiter, die diese beherzt angehen – und zwar eigeninitiativ. Zudem müssen die Mitarbeiter zunehmend in der Lage sein, eigenständig Entwicklungsbedarfe bei sich zu erkennen und diese alleine oder mit selbstorganisierter Hilfe zu befriedigen. Sie müssen sozusagen Selbstentwickler werden.
Dies setzt ein verändertes Führungsverhalten voraus. Die Führungskräfte müssen sich zunehmend als Befähiger und Ermächtiger beziehungsweise Coach ihrer Mitarbeiter verstehen. Sie müssen zudem auch sich selbst als Lernende begreifen – das heißt, ihr Führungsverhalten reflektieren und optimieren, so dass ihre Wirksamkeit in der Organisation kontinuierlich steigt.
Ein weiteres Element moderner Führungskräftetrainings basiert auf der Erkenntnis, dass die Unternehmen in der VUCA-Welt eigentlich unter einem permanenten Veränderungs- und Innovationsdruck stehen. Deshalb spielt das Thema Changemanagement bzw. „Wie initiiere ich als Führungskraft personale und organisationale Veränderungsprozesse und führe sie zum Erfolg?“ in ihnen oft eine große Rolle.
Hinzu kommt aufgrund der vernetzten Strukturen in den Unternehmen ein weiteres Element. Heute stehen Führungskräfte, wenn sie ihre Bereiche zum Erfolg führen möchten, oft vor der Herausforderung außer den ihnen disziplinarisch unterstellten Mitarbeitern auch
zu inspirieren, für ihre Ziele zu gewinnen und auf den Weg zum Erfolg zu führen – obwohl sie ihnen hierarchisch nicht unterstellt sind.
Deshalb gewinnt in den Trainings neben dem „klassischen“ Führen auch das laterale Führen an Bedeutung, bei dem die führende Person keine Weisungsbefugnis gegenüber den geführten Personen hat – weshalb sie die zu führenden Personen sozusagen nur Kraft ihrer fachlichen und persönlichen Autorität als Mitstreiter gewinnen kann.
Diese Art zu führen, gewinnt in den Trainings auch deshalb an Bedeutung, weil insbesondere die hoch qualifizierten Mitarbeiter heute auch von ihren Vorgesetzten einen Führungsstil erwarten, der sich nicht am klassischen Befehl-Gehorsam-Prinzip orientiert, sondern die Mitarbeiter integriert.
Wie die Trainings für ihre Führungskräfte konzipiert sein sollen, dies muss letztlich jedes Unternehmen abhängig von seiner Kultur und Struktur, seinen Zielen und den Herausforderungen, vor denen es steht, selbst entscheiden. Die Unternehmensberatung Kraus & Partner ist unter anderem darauf spezialisiert, sie hierbei beratend zu unterstützen.