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Sprache (Kulturentwicklung)

Sprache

Sprache ist Teil der Kultur und ihr Ausdruck. Sie zeigt, wie Menschen denken und fühlen. Ändern wir Sprachgewohnheiten, ändern wir dadurch Denkmuster und nehmen Einfluss auf das Befinden der Menschen in einer Kultur.
Bei einem Kunden begegnete uns folgender Sprachgebrauch: Eine Führungskraft war mit dem Vorgehen seiner Mitarbeiter nicht einverstanden und kündigte seiner Assistentin an: „Jetzt werde ich da reingrätschen!“
Sprache formt Denken. Denken beeinflusst Emotionen. Emotionen sind die Antriebskraft für unsere Handlungen. Bezogen auf das genannte Beispiel heißt das, wer „reingrätscht“ will andere verletzen, nicht entwickeln. Es fehlen Respekt und Wertschätzung. Die Führungskraft selbst ist in einem emotionalen Zustand von Ärger und Angriffslust. Welche Reaktion wird er wohl damit hervorrufen?
Wie wäre es, wenn diese Führungskraft den erkannten Konflikt mit dem Satz angeht: „Jetzt schau ich mal, wie ich meine Leute unterstützen kann!“? Sprache ist Ausdruck von Emotionen und wirkt wiederum auf die Emotionen der Mitmenschen.
Deutlich wird auch, dass genannte Führungskraft zunächst seine eigenen Emotionen regulieren muss (Selbstführung), um sich einer anderen Sprache zu bedienen. Denn sein emotionaler Zustand wird sich über die Wahl seiner Worte auf seine Umwelt übertragen.
Kultivieren wir unseren Sprachgebrauch, nehmen wir direkt Einfluss auf die Erlebniswelt aller Beteiligten. Sprache kann beseelen. Sprache sorgt dafür, dass wir uns verstanden fühlen. Sprache kann Bilder zeichnen, Sehnsucht wecken, Zustimmung auf verschiedenen Ebenen auslösen.
Der falsche Sprachgebrauch dagegen sorgt für intrapersonalen Dissens, es entsteht ein innerer Disput, eventuell sogar Ablehnung und der Verlust von Commitment.
Gruppen bilden üblicherweise einen eigenen Sprachgebrauch aus. Dadurch wird sich nach außen abgegrenzt und nach innen gestärkt. Die eigene Sprache symbolisiert: Wir sind anders. Wir gehören zusammen. Wir verstehen uns.
Gemeinsame Sprachgewohnheiten stärken somit auch das Zugehörigkeitsgefühl und helfen bei der Identitätsfindung.

Rituale

Rituale sind Merkmale einer Kultur. In jeder Kultur gibt es spezifische Rituale, damit die Mitglieder Sicherheit, Zugehörigkeit und Schutz erleben.
Ein Ritual ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle Handlung mit hohem Symbolgehalt. Rituale sind geregelte Kommunikationsabläufe.
Rituale regeln menschliches Miteinander: Gepflogenheiten, Konventionen, Begegnungen, Veranstaltungen, Tagesabläufe.
Ein Ritual vermittelt Halt und Orientierung. Es vereinfacht die Bewältigung komplexer lebensweltlicher Situationen (Veränderungen), indem es neue Situationen in routinierte Abläufe überführt. Auf diese Weise erleichtern Rituale den Umgang mit der Welt, das Treffen von Entscheidungen und die Kommunikation.
Durch den gemeinschaftlichen Vollzug besitzen viele Rituale auch einheitsstiftenden und einbindenden Charakter und fördern den Gruppenzusammenhalt und die intersubjektive Verständigung.
Beispiel: Im Rahmen der Neuausrichtung eines Unternehmens wurden bereichsübergreifende Prozesse neu gestaltet. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess wurde insbesondere über regelmäßige (ritualisierte) Feedback-Runden unter den neu zusammen arbeitenden Bereichen sichergestellt. Durch den regelmäßigen persönlichen Kontakt wurde eine neue Qualität in der Zusammenarbeit etabliert, was die bestehende Kultur der Schuldzuweisung in eine Kultur der gemeinsamen Lösungsfindung wachsen ließ.

Tabus

Ein Tabu steuert unterirdisch die Kultur einer Gruppe. Wollen wir Kultur entwickeln, ist es oft unerlässlich, bestehende Tabus ans Licht zu bringen. Erst, wenn das Schweigen gebrochen wird, ist die Macht des Tabus gebrochen. Durch Reflexion und offenen Dialog können die dahinter wirkenden Überzeugungen geprüft und eventuell verworfen werden.
Ein Tabu beruht auf einem stillschweigend praktizierten gesellschaftlichen Regelwerk, auf einer kulturellen Übereinkunft, die Verhalten auf elementare Weise gebietet oder verbietet. Tabus sind unhinterfragt, strikt, bedingungslos, sie sind universell, sie sind mithin Bestandteil einer funktionierenden menschlichen Gesellschaft. Dabei bleiben Tabus als Verhaltensregeln unausgesprochen oder werden allenfalls durch indirekte Thematisierung (z. B. Ironie) angedeutet: Insofern ist das mit Tabu Belegte jeglicher rationalen Begründung und Kritik entzogen. Gerade auf Grund ihres stillschweigenden Charakters unterscheiden sich Tabus von den ausdrücklichen Verboten mit formalen Strafen.
Ein berühmtes Beispiel von Enttabuisierung in der Industriegeschichte wird dem Toyota Produktionssystem Kaizen zugesprochen. Toyota erlaubte unter anderem einfachen „Werkern“, beim Erkennen eines Fehlers die Reißleine (Andon-Cord) zu ziehen und die Produktion zu stoppen.
Wie viel Macht hat ein Fließbandarbeiter in Deutschland? Und wie wirkt sich das auf sein Commitment aus?
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